Im November hat sich die Natur auf den Winter eingestellt. Herbstnebel zaubern besondere Stimmungen ins winterliche Moor. Auf ihnen kann man morgens und abends oft Rehe beim Äsen sehen. An nassen Stellen rasten Bekassinen, Wiesen- und Bergpieper. Kornweihen sind auf der Jagd nach Mäusen, abends versammeln sie sich an traditionellen Schlafplätzen.
Die letzten Stare und Bartmeisen sind im Schilf zu sehen.
Auf dem See ist der Wasservogelzug voll im Gang.
In den Moorwäldern fehlen die Zugvögel unter den Singvögeln. Jetzt bevölkern noch Kohl-, Blau-, Tannen-, Sumpf- und Weidenmeisen die Wälder, auch Kleiber, Wintergoldhähnchen, Rotkehlchen und
Zaunkönige sind hier. Im morschen
Holz abgestorbener Bäume findet der Buntspecht Nahrung.
"Oh schaurig ist´s, übers Moor zu gehen..." So beginnt das wohl bekannteste Gedicht der Annette von Droste-Hülshoff. Von Phantomen und Dünsten ist die Rede, das Moor zischt und knistert - das war noch vor 150 Jahren die Vorstellung über Moore. Die Beziehung der Menschen zum Moor war geprägt von Aberglaube und einem mühevollen Kampf mit dem nassen Element.
Heute sind etwa 95% der Moore entwässert und die verbleibenden Moorreste kleinräumig. Und dennoch: wenn über den Wiesen die Herbstnebel wallen, bekommt man den Hauch einer Ahnung, wie unheimlich Moore den Menschen waren!
Über den Winter sind prominente Gäste zu Besuch am Federsee: Kornweihen, in Baden-Württemberg seltene Greifvögel, die regelmäßig im Federseeried überwintern. Sie kommen aus dem
hohen Norden hier her. Der Federsee ist der bedeutendste Überwinterungsplatz für Kornweihen im südlichen Mitteleuropa. Teilweise mehr als 100 Tiere übernachten an verschiedenen gemeinsamen
Schlafplätzen.
Die Männchen sind grau mit schwarzen Flügelspitzen, die Weibchen braun. Beide sind an ihrem typischen weißen Bürzel leicht zu erkennen. Der beste Beobachtungsstandort ist der Aussichtsturm des
Federseestegs - häufig liegt ein Schlafplatz nur einige Hundert Meter südöstlich davon. Ein weiterer Schlafplatz liegt in einer renaturierten Fläche im südlichen Federseeried. Dort wurden vor
rund 20 Jahren im Rahmen eines EU-Förderprojektes wieder höhere Moorwasserstände geschaffen.
Im Herbst und im Winter kann man am Federsee häufig größere Mengen schneeweißer Reiher beobachten: Silberreiher. Sie haben etwa die Größe eines Graureihers, sind aber schlanker und haben einen
besonders langen Hals. Ihre reinweiße Farbe macht sie unverwechselbar.
Silberreiher sind keine Brutvögel am Federsee, jedoch im Winter und besonders zu den Zugzeiten regelmäßig G#ste. Häufig übernachten sie zu mehreren an einem gemeinsamen Schlafplatz.
In den Naturwäldern rund um den Federsee kann man im Winter viele Spechthöhlen entdecken. Wo Totholz nicht entfernt wird, finden die gefiederten Zimmerleute einen optimalen
Lebensraum. Daher sind am Federsee verschiedene Spechtarten heimisch,am häufigsten ist der Buntspecht. Im Sommer frisst er Insekten wie Ameisen, Blattläuse und Käferlarven sowie Spinnen. Vier
Zentimeter weit kann er seine borstige Zunge hervor strecken und Beute wie mit einer Harpunenspitze aufspießen. Im Winter frisst er vor allem Samen.
Mehr als jede andere Vogelart sind Buntspechte auf Holz angewiesen: Hier lebt ihre Nahrung, sie legen dort Vorratskammern, Schlafhöhlen und Kinderstuben an und verständigen sich per Holztelefon:
durch Klopf- und Trommelsignale. Ihre Bruthöhlen zimmern sie in stammfaulen Bäumen. Da Spechte jedes Jahr mehrere Höhlen bauen, sind sie die „sozialen Wohnungsbauer“ des Waldes. Verlassene oder
halb fertige Spechthöhlen finden schnell dankbare Nachmieter: Meisen, Kleiber, Eulen, Hohltauben, Siebenschläfer, Wildbienen, Fledermäuse...